Mythos Schwäbische Alb
29.05.2017

WPR-Saisonstart mit neuem Chefdirigenten

Im September ist es soweit: Fawzi Haimor tritt sein Amt als Chefdirigent der Württembergischen Philharmonie Reutlingen (WPR) an.

Der 1983 in Chicago geborene Dirigent mit Wurzeln im Nahen Osten und den Philippinen ist mit seiner Vielseitigkeit und Offenheit prädestiniert, dem weltoffenen Reutlinger Orchester künstlerisch vorzustehen. Weil sein Vater in Saudi-Arabien für die Vereinten Nationen arbeitete, lebte er selbst die ersten elf Jahre seines Lebens dort, bevor er zurück in die USA nach San Francisco zog. Arabisch spricht er also als zweite Muttersprache. Neben seinem Musikstudium hat er auch noch einen Abschluss in Neurobiologie und interessiert sich bis heute für die Wissenschaft – vor allem dafür, was Musik in neurobiologischer Hinsicht beim Menschen bewirkt. So ist der Musikvermittlungsbereich für ihn besonders wichtig, große Erfahrungen bringt er darin aus seiner Zeit als Resident Conductor in Pittsburgh mit. In Reutlingen sollen diesbezüglich künftig neue Akzente gesetzt werden.

Dem WPR-Publikum möchte Haimor in Zukunft neben dem Repertoire vermehrt bislang unbekannte Werke vorstellen. Das können wenig beachtete Werke bekannter Komponisten sein, aber zuallererst denkt er dabei auch an Werke, die er durch seinen amerikanisch-nahöstlichen Hintergrund kennen und schätzen gelernt hat, die hierzulande aber noch nie gespielt wurden: Musik junger amerikanischer Komponisten ebenso, wie die von Komponisten aus Syrien, Jordanien oder dem Iran beispielsweise. In der ersten Saison allerdings werden sich diese Pläne noch kaum niederschlagen, schließlich war diese größtenteils schon vor seiner Ernennung zum Chefdirigenten geplant.

Zum Saisonstart seiner Auftakt-Spielzeit kann man Fawzi Haimor gleich in einem von Anette Sidhu-Ingenhoff moderierten „Spielzeit-Auftakt" (17.9., 11 Uhr) mit Ausschnitten aus dem 1. Sinfoniekonzert (18.9.) in der Stadthalle Reutlingen erleben. Das Eröffnungsprogramm zieren neben der 4. Sinfonie von Peter Tschaikowski natürlich zwei Werke aus seiner Heimat: Vom Nestor der amerikanischen Sinfonik, Aaron Copland, wird die Suite aus Appalachian Springs zu hören sein, John Adams‘ in Reutlingen bislang unbekannte, von einer rasanten Sportwagenspritztour inspirierte Orchesterfanfare Short Ride in a Fast Machine symbolisiert hingegen die dynamische, vorwärts gerichtete Einstellung des jungen Chefdirigenten.

Auch in der Kaleidoskop-Reihe setzt Fawzi Haimor gleich Duftmarken: Für das Programm Bravo Broadway mit einem Best-of von Musical-Hits lässt er zwei Solisten vom Broadway einfliegen, und im Oktober erklingt unter seiner Leitung Musik, die für Videospiele komponiert und auf diese Wese weltberühmt wurde. Auch sonst wird Hochkarätiges geboten: Der Pianist Joseph Moog wird mit virtuosen Werken von Franz Liszt in einem Programm zu hören sein, das mit Felix Mendelssohn Bartholdys Reformationssinfonie auch das Reformationsjubiläum würdigt (November 2017). Der Weltklassegeiger Frank Peter Zimmermann bringt zwei Werke von Schumann und Hindemith zu Gehör (Januar 2018) und die Gewinnerin des Chopin-Klavierwettbewerbs in Warschau 2010, Yulianna Avdeeva, wird im März 2018 mit Rachmaninows 3. Klavierkonzert zu hören sein, wegen seiner Schwierigkeiten von Artur Rubinstein einst als Elefantenkonzert bezeichnet.

Der bühnencharismatische Posaunenvirtuose Christian Lindberg ist im April 2018 als Solist, Dirigent im Komponist zu erleben – ein neues Werk von ihm wird als Deutsche Erstaufführung geboten, und die junge Geigerin Tianwa Yang präsentiert im Juni das Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. Nicht zuletzt kommt für das Neujahrskonzert 2018 das aus der Region stammende Klavierduo Andreas Grau/Götz Schumacher auf Heimatbesuch, das vom FonoForum als das führende Klavierduo bezeichnet wurde und das Doppelkonzert von Francis Poulenc zum Besten gibt.

In der Kaleidoskop-Reihe wird Kabarettist Lars Reichow das Faschingskonzert moderieren, es gastieren ferner Klezmer-Klarinettist Helmut Eisel (April 2018), Blockflöten-Star Maurice Steger (Dezember 2017), Tobias Becker mit seiner kompletten Tobias Becker Bigband (Mai 2018) und die aus Südafrika stammende Sopranistin Pumeza Matshikiza, die neben Arien auch Lieder mit den Klicklauten ihrer afrikanischen Heimatsprache Xhosa vorstellt (März 2018). Den Abschluss der Reihe macht ein Reigen berühmt gewordener Ufa-Melodien, darunter Filmmusiktitel wie Ein Freund, ein guter Freund oder Ich brauche keine Millionen.

Datum

29.05.2017