Neue Ausgabe des Magazins Marktleben: Biergefühl
Mit dem Gastronomen-Gen der Oma
Zwiefalter Klosterbräu hat seine neue Brauerei-Gaststätte eröffnet – mit viel Frische, regionaler Verbundenheit und dem in der Region einzigartigen Tankbier.
500 Jahre Braukunst in Zwiefalten – das ist eine gewaltige Tradition. Eine Geschichte, die verwoben ist mit einer großen Abtei und dem Orden der Benediktiner. Sie haben die Gesellschaft ihrer Zeit geprägt mit einer Kultur, die geistliches und weltliches miteinander zu verbinden wusste. Das Wahrzeichen des Ortes, das Münster, war in seiner Pracht nicht nur Machtdemonstration. Es war und ist bis heute hohe Kunst, voller Symbolik. Es stellt eine lebensfrohe, von Gott gesegnete Welt dar, die die Herrlichkeit des Ewigen widerspiegelt.
Die Brauerei, die aus dieser Kultur der Mönche entstanden ist, pflegt ihre Tradition, erinnert an das Leben der Mönche und feiert die Lebensfreude wie zu den Zeiten des Barock. 1521, das Jahr der ersten Erwähnung der Klosterbrauerei, ist der Name des mit besonderer Sorgfalt eingebrauten Jubiläums-Bieres.
Dass es Zwiefalter Klosterbräu gelingt, dieses Traditionsbewusstsein mit Modernität und Frische zu verbinden, zeigt die Brauerei immer wieder: Die Bierfeste, die Ausstellung zur Biergeschichte im Peterstor, der regional orientierte Hofladen Bierhimmel, die Bierproben, Braukurse und Brauereiführungen, der großzügige Biergarten und jetzt, neu eröffnet, die eigene Brauereigaststätte Brauhaus.
Einzigartig in der Region
Als das Bierbrauen zu viel Raum einnahm im Kloster, erbaute der damalige Abt Beda Sommerberger 1724 ein Brauhaus außerhalb der Klostermauern. Noch heute besticht der Bau den Besucher durch sein markantes Gewölbe. Bis 1953 diente er als Sudhaus, bis nebenan die neue Brauerei errichtet wurde. Seither war hier ein Restaurant, das jetzt als eigene Brauereigaststätte, aufwendig renoviert, neu eröffnet wurde.
Das altehrwürdige Gebäude repräsentiert die Frische des Zwiefalter Biers auf eindrückliche Weise. Zum einen durch die Ausstattung mit hellem Holz und den schönen, an die Farbe des Hopfens erinnernde Sitzpolster. Die alten Tische wurde sandgestrahlt und wirken so hochmodern. Vor allem aber besticht die Gastwirtschaft durch eine Idee, die sich bislang kaum in Deutschland fand.
Unschlagbar ist die Frische eines Bieres, das direkt aus dem Tank gezapft wird. Das ist sonst nur den Braumeistern vorbehalten, sie kosten das frisch gebraute Bier aus einem kleinen Hahn direkt am Tank. Zwickeln nennt man das in der Fachsprache. Wer ins Brauhaus nach Zwiefalten kommt, kann es jetzt den Braumeistern gleichtun und Bier direkt aus dem Tank trinken.
Möglich wurde das durch den Einbau von vier kupfernen Tanks, sichtbar direkt über der Zapfanlage. Eine 30 Meter lange Leitung verbindet sie mit den Kellertanks im benachbarten Brauereigebäude. Zwei der Tanks beinhalten das zum Jubiläumsjahr kreierte 1521, damit das mittlerweile beliebteste Zwiefalter Bier nicht ausgehen kann. In den anderen beiden liegen die anderen Zwiefalter Bier-Sorten im Wechsel.
Lebensgefühl eines Gastronomen
Das Lebensgefühl von Frische und Aufgeschlossenheit zeigt sich auch in der Speisekarte des Brauhauses. Einfallsreichtum, viel Vegetarisches und feinste Zutaten aus der Region zeichnen die Karte aus, aber auch die Liebhaber von Deftigem kommen nicht zu kurz. Dazu trinkt man hier nicht nur alle Sorten Zwiefalter Bier, sondern auch Kein Bier – so heißt hier der ambitionierte badische Riesling – und eine schöne Auswahl anderer aktueller Getränke. Lustig die Bier-Mischgetränke, die manche Eigenheit der Zwiefalter Teilorte widerspiegeln, nach denen sie benannt sind.
„Ich denke, ich habe wohl das Gastronomen-Gen meiner Oma geerbt“, sagt Brauereichef Peter Baader, der sich offensichtlich sehr wohl fühlt mit seinem neuen Restaurant. Bis 1963 war Sophie Baader die gute Seele der Brauerei und der Gaststätte. Immer wieder trifft man heute ihren Enkel hier, mit Gästen plaudernd, beim Bedienen helfend und nach besonders stressigen Tagen auch mal spät abends beim Putzen in der Küche.
In Zeiten, in denen überall Personal knapp ist, eine neue Gaststätte zu eröffnen, ist eine Herausforderung für jeden Betreiber. Aber Peter Baader hat ein eingeschworenes, motiviertes Kernteam und auch für Teilzeitkräfte ist das Brauhaus ein Ort, an dem man gerne arbeitet. So runden Aufmerksamkeit und gute Laune des Personals die Freude am Essengehen ab.
Falls Sie einen Anlass suchen
Brauhaus, Biergarten und Bierhimmel bilden gemeinsam eine Einheit, die neben dem schönen Münster und der herrlichen Umgebung ein weiterer Grund sind, das malerische Zwiefalten zu besuchen. Anlässe dazu gibt es genug.
Bis zum 7. Oktober dauern noch die Zwiefalter Bierfestwochen, da gibt es täglich wechselnde Schmankerl wie Haxn, Obazda, Ochsenbraten oder Knödelvariationen auf der Karte des Brauhauses. Auch Livemusik kann man erleben: Auf der Abschlussparty der Bierfestwochen am 7. Oktober mit den Klosterb(r)oys, am 27. Oktober mit den Albquetschern, am 3. und 4. November im Rahmen der Schlachtplatten-Woche mit dem Sterntalerduo.
Vom 1. Dezember bis zum 8. Januar bietet auf dem Brauereihof das Winterdörfle Spaß auf der Kunsteisbahn und dazu Waffeln, Schupfnudeln, Glühwein und Punsch. Am Silvester-Abend stimmt Friedemann Benner am Flügel mit seinem Gesang auf das Neue Jahr ein.
Der Region verpflichtet
Vielleicht kommen Sie aber auch nur nach Zwiefalten, um die wunderschöne Natur zu genießen, die der Herbst in neue Farben kleidet. Wir schreiben hier in Marktleben regelmäßig darüber, wie wichtig die individuelle regionale Landwirtschaft für den Erhalt dieser Natur- und Kulturlandschaften ist. Zwiefalter Klosterbräu fühlt sich tief mit der Region verbunden und unterstützt das in vielerlei Hinsicht.
Die Brauerei bezieht ihre Braugerste, ihren Weizen und Hopfen aus der Region, also ohne Glyphosat, ohne Gentechnik, ohne lange Transportwege, ohne Preisdumping. Mit dem Zwiefalter Kloster-Hopfen erhält sie eine in unserer Region beheimatete Sorte, die beinahe ausgestorben wäre.
Darüber hinaus pflegt sie gute Kontakte zu zahlreichen regionalen Erzeugern. Im Bierhimmel bietet sie viele von deren Produkten an, darunter auch eigens in Zusammenarbeit mit der Brauerei kreierte Spezialitäten, wie den Hopfen-Gin, den Bier-Senf, die 1521-Nudeln oder die 1521-Barbeque-Sauce.
Zwiefalter Klosterbräu zeigt beispielhaft, wie wichtig Brauereien dieser Größe für eine Region sein können. Hier fließt nicht nur Bier, sondern auch viel Herzblut für eine intakte Landschaft und Infrastruktur, hier bestehen generationenalte Netzwerke, die kein Entwicklungsprogramm für ländlichen Raum je ersetzen könnte. Die neue Brauhaus-Gaststätte ist da sozusagen das Tüpfelchen auf dem i, das nicht nur Bierfreunde begeistern wird.
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