Mythos Schwäbische Alb
12.05.2020

Seeburger Wunschbaum

Foto: Angela Steidle

Der Wunschbaum mit Steinturm direkt am Bad Uracher Premiumwanderweg „Seeburgsteig“ begeistert die Wanderer und wird vor allem von Kindern gut angenommen. Foto: Angela Steidle

Der Druide vom Pfullinger Berg wacht über die Wünsche der Spaziergänger und Wanderer. Foto: Anne Leipold

Wunschbaum und Steinturm am Zugang zum Seeburger Burgberg machen Mut in der Corona-Kriese.

Der uralte Obstbaum am Burgberg hat schon vor drei Jahren unter der Schneelast sein Leben ausgehaucht. Jetzt erfährt er als Seeburger Wunschbaum wieder Respekt. OK - viel machten die dürren Äste nicht mehr her. Der Vergleich mit einem "Mexikanischen Galgen" war am Anfang sicher statthaft. In wenigen Tagen wurde das morsche Holz jedoch von vorbeigehenden Wanderern und Einheimischen über und über mit bunten Bändern behängt, sodass der alte Apfelbaum inzwischen wieder im Sonnenlicht erstrahlt. Jedes Band steht für einen großen oder kleinen Wunsch. Die Botschaften wandern mit dem Wind, der durchs Ermstal streicht. Wenn das in Corona-Zeiten kein gutes Zeichen ist!

Die Magie der Wünsche

Lange vor unserer Zeit glaubten die Menschen daran, dass Wunschbäume ihr Eigenleben haben: Als verwandelte Seelen, die Fürsprache halten. Wunschbäume oder Wishing Trees mit schillernder Tradition gibt es in Kulturen rund um den Erdball: in England, Japan, Indien, Australien, in der Türkei, USA ... und in Pfullingen. Die Idee des Wunschbaums hat berühmte Autoren wie Sandra Paretti, Filmemacher und Objektkünstler zu fantastischen Werken inspiriert.  

Der Wunschbaum vom Pfullinger Berg

Der Rangendinger Holzbildhauer Kurt Haug hat eine urtümliche Beziehung zu vorchristlichen Kulturen und deren kindhaftem Geisterglauben. Die Druidengesichter, die er aus den Wunden beschädigter Bäume schnitzt, haben eine freundliche Ausstrahlung. Sie spenden Kraft, Trost und Hoffnung. 2006 schnitzte Haug oben auf dem Pfullinger Berg zwischen die aufgeplatzte Rinde einer älteren Buche einen Schamanen mit lachenden Augen. Die vielen Wunschzettel, die sich an seinen ausladenden Ästen sanft im Wind bewegen zeugen von Freud und Leid. So wünschte sich ein Mädchen sehnsüchtig einen Freund und als dieser dann in ihr Leben trat, bedankte sie sich artig beim alten Druiden auf dem Berg. Kurt Haug sammelt übers Jahr die abfallenden Wunschzettel auf und klebt sie in ein Album, damit sie nicht verlorengehen.

Bilder und Text: Angela Steidle

Datum

12.05.2020