Der Lautertal-Radweg
Kürzlich im Schwäbischen Tagblatt erschienen: Ein Erlebnisbericht von Thomas de Marco
Die Forelle weist den Weg
Unter der Woche ist Radeln entlang der Lauter ein ungetrübtes Vergnügen
An Wochenenden ist der Lautertal-Radweg so stark frequentiert, dass der Spaß auf der Strecke bleibt. Unter der Woche lässt sich diese Tour allerdings mit Hochgenuss strampeln - und während der Ferien fährt ein Radbus zurück.
Wer sein Auto beim Gestütsmuseum in Gomadingen-Offenhausen in der Nähe des Lauter-Quelltopfs abgestellt und die Räder vom Dach geholt hat, muss aufpassen, dass er nicht gleich eine geografische Besonderheit verpasst. Denn nach wenigen Metern weist ein Schild darauf hin, dass hier der Mittelpunkt des Kreises Reutlingen erreicht ist.
Wo an Wochenenden der Radverkehr wie auf einer Autobahn durchs Lautertal rauscht, ist die Fahrt unter der Woche sehr angenehm. Nur beim Gestüt Marbach zwingen zwei Pferdekutschen mit Senioren an Bord zum Bremsen, bis einer der Kutscher die Radler bemerkt und seinen vorausfahrenden Kollegen ebenfalls an die Seite dirigiert.
Zügig geht es weiter - vorbei an Wacholderheiden, Wiesen, markanten Felsformationen, Burgruinen und durch die vielen beschaulichen Orte entlang der Lauter. Der Radweg ist gut ausgeschildert, seit kurzem gibt eine Forelle die Richtung vor: "Von der Quelle bis zur Mündung - die Forelle schafft Verbindung", heißt es bei der Tourismusgemeinschaft "Mythos Schwäbische Alb". Wer mal vor lauter Begeisterung eines der Wegzeichen verpasst, kann gar nicht verloren gehen. "Sie suchen den Radweg?", fragt eine betagte Frau mit Rollator und schickt die Irrläufer auf den rechten Pfad zurück.
Die Wege sind meistens asphaltiert, an der Strecke sind immer wieder lauschige Rastplätze, Spielgelände für Kinder oder Badestellen eingerichtet. Seit einigen Jahren werden sogenannte Lauterzeichen aufgestellt, die auf Besonderheiten im Lautertal hinweisen und eine gute Orientierungskarte abbilden. Neulich ist in der Nähe von Marbach wieder ein solches Lauterzeichen, das von einer Forelle präsentiert wird, enthüllt worden.
Nach 31 Kilometern beginnt zwischen Anhausen und Unterwilzingen ein komplett autofreier Abschnitt, der entlang der wunderschön mäandrierenden Lauter ein ganz besonderes Naturerlebnis bietet. Immer wieder sind Reiher zu sehen, die auf Beute lauern. Bei Unterwilzingen empfiehlt es sich, die Tourenbeschreibung, die von "Mythos Schwäbische Alb" herausgegeben wird, griffbereit zu halten, denn hier ist die Ausschilderung nicht mehr so narrensicher wie zuvor.
Zwischen steilen Felsen und Wiesen führt der letzte Abschnitt durchs Lautertal. Hier teilt sich der Fluss in einen künstlichen Mühlbach und den natürlichen Lauf. Im Kanal, auch "Schwäbisches Viadukt" genannt, fließt das Wasser hoch über der Lauter, um dann zur Stromgewinnung bei der Lautermühle und damit auch zur Wiedervereinigung mit dem Fluss hinabzustürzen. Durch ein Felsentor geht es weiter nach Lauterach, kurz darauf mündet die Lauter in die Donau - 46 Kilometer sind es von der Quelle bis hierher.
Für die Weiterfahrt gibt es dann zwei Alternativen: Entweder den gesamten Weg zurück zum Startpunkt oder, wie die Tourbeschreibung empfiehlt, weiter ins sechs Kilometer entfernte Zwiefalten. Wer bisher Lautertal-abwärts unterfordert worden ist, freut sich ab dem Kloster Obermarchtal über einige Höhenzüge und Anstiege. Andere, die das nicht gebraucht hätten, fluchen ein paar Minuten lang über die Topografie. Doch schon bald kommen die Zwiebeltürme von Zwiefalten in Sicht - und damit der Endpunkt der 52 Kilometer langen Strecke.
Während der Pfingst- und Sommerferien genießen Radlerinnen und Radler auch unter der Woche (Mittwoch bis Freitag) einen Rückhol-Service: Bei der Rentalhalle gleich hinterm Klostergarten fährt entweder um 13.15 oder um 15.25 Uhr ein Bus das Lautertal hinauf bis nach Gomadingen. Pro Person kostet die Fahrt nur 3,40 Euro - das Rad fährt im Anhänger kostenlos mit. Von Gomadingen sind es dann nur noch etwa zwei Kilometer bis nach Offenhausen.
Unter der Woche fahren zwei Busse von Zwiefalten zurück
Die Tourismusgemeinschaft "Mythos Schwäbische Alb" stuft den Lautertalradweg R 1 in ihrer Broschüre der schönsten Radwege auf der mittleren Alb als mittelschwer ein. Von der Quelle beim Gestütsmuseum in Gomadingen-Offenhausen bis zur Mündung in die Donau geht es 46 Kilometer talabwärts entlang der Lauter - ein problemloses Vergnügen. Wer anschließend noch die sechs Kilometer nach Zwiefalten fahren will, muss einige Steigungen einkalkulieren.
In Zwiefalten fährt mittwochs, donnerstags und freitags in den baden-württembergischen Pfingst- und Sommerferien um 13.15 und 15.25 Uhr jeweils ein Bus zurück durchs Lautertal nach Münsingen, der im Anhänger die Räder kostenlos mitnimmt. Wer - etwa mit Kindern - nicht die ganze Tour durchs Lautertal abfahren möchte, kann in Indelhausen, Gundelfingen, Bichishausen oder Hundersingen in diesen Bus einsteigen. Für die gesamte Strecke von Offenhausen bis Zwiefalten sind 3 bis 4 Stunden einzuplanen. Wer die Rückfahrt um 15.25 Uhr anpeilt, sollte in Offenhausen gegen 10 Uhr starten. Wer zwischendurch üppig zu Mittagessen will, müsste eher um 9 Uhr aufbrechen.
Quelle: Schwäbisches Tagblatt, Autor: Thomas de Marco
Den Flyer zum Lautertal-Radweg finden Sie hier: http://www.mythos-schwaebische-alb.de/fileadmin/user_upload/16004_Broschuere_LautertalRadweg_komplett_16-06-14.pdf



