Die neue Ausgabe Marktleben: Gartenfreund - Ein Fest für alle Gärten
Die Baumschule Rall in Eningen feiert ihr 175-jähriges Bestehen mit einem Fest für Pflanzenfreunde, Gartenliebhaber und Hobbygärtner. Eine schöne Gelegenheit, die Baumschule kennenzulernen, bei der noch viele Bäume von den eigenen Äckern kommen.
In der Auseinandersetzung mit der Natur finden wir uns selbst. Sie hat ihre eigenen Gesetze, die wir nicht verändern können, und wenn wir wirklich etwas in ihr gestalten wollen, so müssen wir uns diesen Gesetzen fügen. So erlebt jeder, der einen Garten anlegt, dass das am besten gelingt, wenn man weiß, was Pflanzen brauchen, was sie können, wie sie miteinander harmonieren.
Viel von dieser Balance zwischen Gestaltungswillen und dem Akzeptieren von Gegebenheiten muss eine Rolle dabei gespielt haben, dass die Baumschule Rall dieses Jahr 175 Jahre ihres Bestehens feiern kann. Die Lage auf 500 Höhenmetern ist durchaus eine Herausforderung für eine Baumschule, wachsen Pflanzen doch in niedrigeren und wärmeren Lagen schneller.
In der Ruhe liegt die Kraft
Was wir in unserer schnelllebigen Zeit von der Natur sicher lernen können, ist Geduld. Was langsam wächst, wächst qualitativ hochwertiger. Und die Eninger Baumschule legt viel Wert auf die Qualität ihrer Pflanzen. Mindestens so viel Bedeutung hat Geduld bei der Beratung.
Welcher Baum passt an diese Stelle meines Gartens, was kommt für jenes Beet in Frage, was muss ich beachten bei Pflanzung und Pflege? Die Mitarbeiter der Baumschule haben nicht nur kompetente Antworten auf diese und 1.000 weitere Fragen, sondern auch die Motivation und Freude daran, sie einem zu geben. Im Gespräch mit ihnen merkt man, dass da jemand Interesse an der Materie hat, mitdenkt und weiß wovon er spricht.
„Lange Erfahrung, großer Sachverstand und Leidenschaft über alle Generationen hinweg haben die Baumschule Rall zu dem gemacht, was sie heute ist“, erklärt Peter Bock, Inhaber des Betriebs und Nachfahre des Firmengründers Wilhelm Rall in der fünften Generation. Seine Leidenschaft zeigt sich tatsächlich in vielem, was er tut.
Projekte mit Herzblut
Eines der Projekte, die Peter Bock besonders am Herzen liegen ist der Nussbaumweg des Obst- und Gartenbauvereins Lichtenstein. Gemeinsam mit dessen Vorstand, Alfons Reiske, ist er in die Schweiz gefahren, um dort Nussbäume zu besorgen, die in Sortiment und Größe damals anderswo nicht zu bekommen waren und auf dem Lehrpfad in Unterhausen angepflanzt wurden. Sie sollen Obstgärtnern als Anschauungsbeispiel dienen, denn Nussbäume wären unter Umständen eine gute Alternative für Obstwiesen, die aufgrund der aufwendigen Pflege verwahr-losen und aufgegeben werden.
In Zukunft, freilich, sollen Fahrten zu dem Lieferanten in die Schweiz nicht mehr nötig sein, denn das Baumschul-Team pflanzt inzwischen auf den eigenen Feldern regelmäßig Nussbaumsetzlinge selbst an. Sie stammen aus Frankreich und vom Kaiserstuhl und dürfen hier eine schöne Höhe erreichen, um dann für Walnussbaum-Liebhaber zur Verfügung zu stehen.
Das heißt natürlich nicht, dass jetzt nur noch Nussbäume gepflanzt werden sollten. Peter Bock engagiert sich seit Jahren auch für den Erhalt alter Apfel- und Birnensorten. Er investiert in die Aufzucht von Reisern aus Bäumen, die nur noch in wenigen Exemplaren vorkommen und Sorten tragen, die seit langer Zeit in unserer Region heimisch sind.
Das Blütenmeer
Neben den Obstbäumen beherrschen Ziergehölze in noch reicherer Auswahl das Sortiment der Baumschule. Ob für den großen oder kleinen Garten, hier gibt es Bäume, die viel Schatten spenden können und solche, deren Kronen klein bleiben. Für jede Verwendung gibt es eine reiche Auswahl. Immer öfter sind dabei auch Gehölze ein Thema, die mit ihren Blüten als Nahrungsquelle für Insekten eine große Rolle spielen.
Seit dem Ausbau eines ansprechenden Verkaufsgeländes im Jahr 2009 hat sich der Verkauf an Privatkunden verdoppelt. Sie finden hier neben Bäumen und Sträuchern eine große Auswahl an Stauden und Gräsern, die gerne gekauft werden, da sie anders als einjährige Gartenblumen, nicht jährlich neu gesetzt und weniger bewässert werden müssen. Auch die Vielfalt an Rosen ist eine der besonderen Stärken der Eninger Baumschule. „Klimagewinner“ nennt sie Peter Bock, da sie gut mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen.
Die Zukunft gehört der Natur
Klimawandel ist ein Thema, vor dem sich die Baumschule nicht verbergen muss. Pflanzen binden CO2 und spenden Schatten, schützen den Boden vor Austrocknung und Erosion. Insofern sieht Peter Bock für seine Branche positiv in die Zukunft. Damit findet er auch immer wieder bei jungen Menschen Zustimmung, die bei ihm eine Ausbildung absolvieren.
Freilich verdient man als Gärtner nicht so viel wie in manchen anderen Branchen, aber dafür ist man schon während der Arbeit dort, wo andere erst danach hinkommen: in der Natur. Man lebt und arbeitet mit ihr und in ihr – aber auch in und mit einem gutgelaunten Team, von dem man jede Menge lernen kann.
Saisonal arbeiten bis zu 25 Mitarbeiter in der Baumschule. Dass viele von ihnen schon seit langem dabei sind zeigt, dass hier das Klima stimmt. Sie liefern die Pflanzen bis in den Garten und geben auch allen, die das gerne selbst pflanzen möchten, die richtigen Tipps dafür. Die beste Voraussetzung, dass die Pflanzung gelingt, ist die Robustheit der Pflanzen selbst. Die Baumschule Rall ist die letzte in der Region, in der auch größere Bäume – nicht alle natürlich, aber doch sehr viele – noch auf dem eigenen Acker wachsen.
Das Fest der grünen Daumen
Um zu zeigen, wer sie sind und was sie können, veranstaltet die Baumschule Rall am 20. und 21. April ein großes Gartenfest mit zwei Tagen der offenen Tür. Geführte Rundgänge bieten einen guten Einblick in die Arbeitsweise der Baumschulgärtner und das weitläufige Verkaufsgelände. Bei allerlei Leckereien findet man jede Menge Gelegenheit zum Fachsimpeln, denn hier trifft man nicht nur das Rall-Team, sondern auch Vertreter von Obst- und Naturfachverbänden.
Freunde und Partner der Baumschule bauen ihre Stände auf, etwa Thomas Büttner mit seiner Walnuss-Ölmühle, die Schäferei des Rangenberghofs von Familie Häßler, Korbflechtermeisterin Monika Frischknecht oder Landschaftsgärtnermeister Reiner Wahl mit dem Thema „Formobstbau“. Der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Reutlingen informiert gemeinsam mit der Fachvereinigung Obstbau über den Streuobstanbau und Schnitt und bietet auch allerlei Nützliches wie Bücher und Werkzeuge an.
Auch Kindern wird es bei dem Programm mit kreativem Malen, Schminken und Pflanzentopfen nicht langweilig werden – was wir ihnen für das Grußwort des Eninger Bürgermeisters nicht garantieren können, aber die großen Gäste freuen sich sicher schon auf den engagierten und kompetenten Eric Sindek.
Ein Fest also, das nicht nur das 175-jährige Bestehen der Baumschule feiert, sondern auch unsere Verbundenheit mit der Natur und unsere Gärten als Orte der Harmonie zwischen ihr und dem Menschen. Sie zu suchen ist sicherlich eine der großen Aufgaben unserer Zeit. Es ist gut zu wissen, dass wir Profis in der Region haben, die sich darin auskennen.