Drittklässler der Biosphären-Grundschule Wittlingen pflanzen einen Apfelbaum
Im Rahmen eines Streuobst-Unterrichts, hat eine dritte Klasse der Biosphären-Grundschule Wittlingen einen Apfelbaum gepflanzt. Der Baum der Sorte „Brettacher“ steht zusammen mit Alt- und einigen Jungbäumen auf einer nahe der Schule gelegenen Wiese. Dort finden regelmäßig Unterrichtsstunden zu Streuobst statt.
In Wittlingen ist seit einigen Jahren die Streuobstpädagogin Gesa Schiele aus Münsingen tätig. Für den Termin der Baumpflanzung bringt sie das passende Equipment in einem Kleinbus mit. Zusammen mit Klassenlehrerin Selina Gabler, packen die Schülerinnen und Schüler mit aus, was zum Einsatz kommt: Werkzeug, Eimer, Materialboxen und natürlich den Jungbaum der bewährten Sorte „Brettacher“. Auch leuchtend rote Früchte dieser langen lagerfähigen Sorte hat Gesa Schiele mitgebracht.
Ein Klassenzimmer im Grünen
Beim Graben kommen fast alle zum Einsatz: buddeln, Steine auslesen, die Erde von Wurzeln befreien und - für alle Kinder ganz besonders wichtig - Regenwürmer retten, die sie umsichtig in einen extra Eimer mit Erde betten. Denn im Schulunterricht haben sie seine wichtigen Aktivitäten für einen gut durchlüfteten Boden kennengelernt.
„In dem Alter gehören die Kinder einfach raus, um die Natur zu entdecken. Und das Klassenzimmer im Grünen macht uns allen einen Riesenspaß!“ stellt Gesa Schiele angesichts dieser Entdeckerfreude fest. Weniger als die Hälfte der anwesenden Kinder hat schon einmal „gewachsenen Boden“ in den Händen gehabt und noch weniger kennen überhaupt Namen von blühenden Wiesenkräutern. Die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen ist in fast keiner Familie ein Thema.
„Früher mussten die Großeltern der Kinder noch ungefragt bei jedem Wetter mit auf der Streuobstwiese helfen, wenn die Obsternte anstand. Dann ging vor etwa 40 Jahren der Mostobstpreis in den Keller und diese früher einträgliche Bewirtschaftung hat heute keine wirtschaftliche Bedeutung mehr“ stellt Thilo Tschersich, Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau am Landratsamt Reutlingen fest. Dazu kommt die intensive Mediennutzung, die heute verbreitet ist. Ohne den Streuobstunterricht hätten viele Kinder wenig Berührungspunktemit der umgebenden Kulturlandschaft mehr.
Nach der erfolgreichen Pflanzung gießen die Kinder den Baum an und geben ihm gute Wünsche mit: alt werden, gute Früchte tragen, aber auch viel für das Klima tun ist darunter. „Was macht der Baum denn Gutes für das Klima?“ wirft Selina Gabler ein. Die Begriffe Photosynthese und Sauerstoff zeigen, wie beim Streuobst-Unterricht immer wieder Themen aus dem Regelunterricht aufgenommen werden können.
Auch Thilo Schmid, Pressesprecher der Kreissparkasse Reutlingen, zeigt sich beeindruckt von der Themenvielfalt und der Professionalität der Streuobstpädagogin: „Da kommt viel Wissen und Material zum Einsatz - auf meiner Streuobstwiese bräuchte ich auch ein Geschirrhüttle für all das Werkzeug.“
Mit einem Akkuschrauber wird das Baumschild an den Pflanzpfosten, auf dem die Klasse sich verewigt und die Apfelsorte einträgt, angebracht. Erfreut hat Thilo Schmid festgestellt, dass schon sechs weitere Bäume auf der Wiese solch ein Schild haben. Hier trägt die Förderung der Kreissparkasse im wahrsten Sinne Früchte. Selina Gabler erläutert: „Seit sieben Jahren pflanzen die dritten Klassen hier schon Jungbäume und von den großen, alten Bäumen ernten wir das Obst. Damit machen wir dann zum Beispiel Dörrobst in der Klasse für das Apfelfest in Bad Urach“. Dort verkauft die Schule neben Saft, Punsch und Apfelbrot, Bratapfelmarmelade und zeigt den Kindern, wieso so viele Obstbäume in unserer Region stehen: mit dem Obst wird Geld verdient.
Weitere Informationen zum Streuobst-Unterricht
Für das Angebot können Schulen im Landkreis Streuobstpädagoginnen und -pädagogen buchen. In der Regel findet der Unterricht in der dritten Klasse statt. Die Anmeldung erfolgt über die Grünflächenberatungsstelle im Kreisamt für nachhaltige Entwicklung. Sie vermittelt den Schulen ortsnah den Kontakt zu 32 Streuobstpädagoginnen und -pädagogen im Landkreis. Dieses Zusatzangebot für Schulen wird zur Hälfte von der Kreissparkasse Reutlingen und dem Landkreis gefördert.
Seit Beginn des Projektes haben weit über 5.000 Schülerinnen und Schüler teilgenommen. Da manche Schülerinnen und Schüler großes Interesse für das Thema zeigen, gibt es im Landkreis seit 2021 die Ausbildung zum „Juniorfachwart“ für 12 bis 17-jährige.
Weitere Informationen zum Streuobst-Unterricht gibt es online unter www.streuobstparadies.de.
Kontakt:
Thilo Tschersich und Simon Walch,
Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau, Grünflächenberatungsstelle am Landratsamt Reutlingen
Telefon: 07121 480-3327
Sprechzeiten: Mo, Di und Do, von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr