Das Regionalmagazin Marktleben feiert zehnten Geburtstag
Zehn Jahre wird das Regionalmagazin mit der aktuellen Oktober-November-Ausgabe jung. Damit entstanden 846 Seiten, 60 Ausgaben und ungezählte Geschichten über die Menschen in unserer Region.
Herausgegeben von der Agentur Olschewski Grafik & Gestaltung ist Marktleben ein Magazin für die ganze Branche regionaler Anbieter. Dabei beschränken sich die Macher nicht nur auf den kulinarischen Bereich. Auch das Handwerk wird hier präsentiert – denn es entwickelt immer wieder Produkte mit ganz besonderem regionalen Charme.
Gegen die allgemein um sich greifende Vereinheitlichung, angefangen bei der landwirtschaftlichen und industriellen Produktion bishin zum Angebot in den Discountern und den Einkaufsstraßen unserer Städte, zeigt Marktleben den Wert der Vielfalt, der in kleinen Produktionen für einen begrenzten, rgionalen Markt entsteht.
Marktleben macht Werbung. Nicht nebenher, sondern ganz bewusst. Weil die Herausgeber überzeugt sind von dem, worüber sie schreiben, weil für sie das Thema Regionalität kein Selbstläufer ist, sondern etwas, das von sehr engagierten Menschen mit viel Herzblut erkämpft wird.
Deswegen wirbt das Magazin nicht mit großen Sprüchen und fetten Buchstaben, sondern indem es zum Thema Regionalität informiert – in Bezug auf Produktion, Vermarktung und Genuss. Und es lässt etwas von der Leidenschaft spüren, mit der hier gelebte Philosophie präsentiert wird.
Zu haben ist das Magazin inzwischen an über 200 Auslagestellen meist im Landkreis Reutlingen. Wo genau diese sind erfährt man in jeder Marktleben-Ausgabe und auch über die homepage www.marktleben.de
Titelgeschichte:
Traditionsmühle
Mehl von echtem Schrot und Korn
Die Getreidemühle Luz in Buttenhausen produziert eine Vielzahl besonderer Mehle aus regionalem Getreide.
Seit tausenden von Jahren gibt es ihn, den Beruf des Müllers. Bei Ausgrabungen im 79 n. Chr. zerstörten Pompeji fand man bereits weit entwickelte Mühlenanlagen. Heute ist der Beruf ein sehr anschauliches Beispiel für die Entwicklung der Regionalität als Qualitätsmerkmal in der Lebensmittelproduktion.
Die Getreidemüllerei hat, wie viele andere Produktionsarten auch, eine umfassende Industrialisierung erfahren. Je weiter wir in den Norden Deutschlands gehen, desto deutlicher wird das. Haben wir in Baden-Württemberg noch ungefähr 56 Mühlen, so sind es in Hessen nur noch etwa 14.
Erhalt des Regionalen in schwierigen Zeiten
Noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren die meisten Mühlen auf den Eigenbedarf der Bauern ausgelegt. Sie brachten ihre Kornernte zum Mahlen und nahmen ihr Mehl wieder mit. Ungefähr zehn Mühlen gab es damals im Lautertal. Heute betrachten wir es als einen besonderen Vorzug, dass es eine von ihnen noch gibt.
Durch umfangreiche Investitionen gelang es der Getreidemühle Luz als einziger, in den sich ändernden Strukturen der Getreidewirtschaft den Anschluss zu halten. Wie überall seit der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg herrschte auch hier der Trend zum Großen. Noch in den 80er Jahren galt die Maxime: Je größer die Firma, desto besser die Ware die sie herstellt.
Erst seit etwa 15 Jahren, so sieht es Mühleneigentümer Erwin Luz, hat es die regionale Produktion geschafft, sich einen Ruf zu erwerben, der es ermöglicht, den höheren Preis zu erzielen, den die kleinteiligere Produktion an regionalen Orten erfordert.
Entscheidend ist die Qualität
„Aber da reicht es nicht, einfach von hier zu sein“, betont Erwin Luz, „da muss vor allem die Qualität stimmen.“ Der Müllermeister weiß, wovon er redet. In engem Kontakt zu den Bauern im Umkreis von circa 40 km, deren Korn von ihm gemahlen wird, hilft er abzustimmen, welche Sorten angebaut werden und wie, um die bes-ten Ergebnisse zu erzielen. Denn beim Anbau von Getreide geht es nicht um den möglichst hohen Ertrag alleine. Es geht vor allem um das Eiweiß und die Stärke im Korn.
Beides ist abhängig von vielen Faktoren, wie dem Wetter und damit dem Reifegrad bei der Ernte, der Gesundheit der Pflanze und Bedrohungen wie Pilzbefall. Aus den rund 60 Sorten auf den Versuchsäckern in St. Johann werden je nach Lage der Felder diejenigen ausgewählt, deren Resistenzen und Stärken für die jeweiligen Anbaubedingungen ideal sind. So kann der Einsatz von Chemie maßgeblich reduziert werden, aber es erfordert ein immenses Wissen in der Zusammenarbeit mit der Natur.
Auch das Mahlen der Getreidesorten erfordert viel Fachwissen und Engagement. Nur durch die feine Abstimmung der Mischung verschiedener Getreide werden wirklich gute Backeigenschaften erreicht. Da wird die Mühle nicht einmal eingestellt um dann, wie in industriellen Mühlen, vielleicht 14 Tage durchzulaufen, sondern da muss oft mehrmals am Tag justiert und abgestimmt werden.
Engagement für die Vielfalt
Auf diese Weise entstehen Mehle, deren Backeigenschaften und Geschmack sich abheben vom Einheitsmehl der großen Mühlen, die bis zur 20-fachen Menge der Getreidemühle Luz vermahlen. Und es entsteht die Möglichkeit, durch die kleineren Chargen auch ausge-fallenere Mehle, wie Emmer- und Musmehl sowie individuelle Mischungen herzustellen.
Um der hier erzeugten Qualität einen Namen und Wiedererkennungs-wert zu verleihen, wurde 1995 die Erzeugergemeinschaft Albkorn gegründet. Ihr gehören 30 Landwirte, 10 Bäckereien, die Berg Brauerei und die Getreidemühle Luz an. Letztere ist dabei der zentrale Knoten-punkt zwischen Erzeugung und Weiterverarbeitung.
Einkaufen im Mühlenladen
Im Mühlenladen in Buttenhausen ebenso wie in ihrer Zweigstelle, der Talmühle in Mössingen-Talheim wird ein umfangreiches Sortiment angeboten: Produkte rund ums Korn ebenso wie lokale und regionale Naturkosterzeugnisse und Spezialitäten. Natürlich finden Sie hier alle mühleneigenen Mehlprodukte und Backmischungen für zu Hause – aber auch Saaten, Flocken und Grießsorten, Marmeladen und Honig, Linsen und Reis, Trockenfrüchte und Nüsse, Essig und Äl, Knabbereien und Müsli sowie Nudeln und Backzutaten.
Außerdem erhält man hier auch eine Vielzahl an Futtermitteln: Egal ob Pferd oder Rind, Schwein oder Schaf, Hund oder Katze, Kaninchen oder Hamster, Huhn oder Taube: Hier findet man für jedes Tier das richtige Futter.
Gut, dass es das noch gibt!
Viele entdecken heute den Reiz selbst gebackenen Brotes wieder. Sie haben in der Getreidemühle Luz eine fast unerschöpfliche Quelle guter Ideen, Rezepte und Backtipps. Und vielleicht versuchen Sie auch einmal den traditionellen Schwarzen Brei, mit dem sich früher die arme Landbevölkerung weitgehend ernährt hat und für dessen Herstellung es das geeignete Musmehl hier gibt.
Betrachtet man andere Bundesländer, in denen die unterschiedlichen Bäckereien oft nur noch Verkaufsstellen sind, die alle die gleichen Produkte großer Industriebäcker verkaufen, so wird einem angesichts der hier vorhanden Vielfalt deutlich, welch großer Wert im Erhalt der regionalen Strukturen liegt – und in der engagierten Arbeit von Leuten wie Erwin Luz, seinem jungen Compagnon Thomas Manz und ihren Mitarbeitern, die sich für diese Produktionsmöglichkeiten immer wieder mit großem Engagement stark machen.
