Mythos Schwäbische Alb
15.03.2018

FUGATO geht weiter

Anderthalb Jahre lang hatten sich Orchestermitglieder der Württembergischen Philharmonie Reutlingen (WPR) regelmäßig mit Flüchtlingen aus Afghanistan, dem Iran, Syrien, Gambia, Ghana und Somalia getroffen, um gemeinsam mit dem Komponisten Bernhard König und dem Musiker und Arrangeur Alon Wallach musikalisch-schöpferisch tätig zu werden, Texte und Lieder zu schreiben sowie traditionelle Musik aus den Herkunftsländern einzustudieren.

Am Ende dieses intensiven Prozesses wurden die erarbeiteten Lieder, Gedichte, Berichte und szenischen Darstellungsmittel in eine Rahmenkomposition von Bernhard König eingefügt und unter dem Titel „Fugato. Zehn Fabeln und ein Requiem für Orchester und Erzähler“ in zwei beeindruckenden Konzerten in Reutlingen und Esslingen im Sommer 2017 uraufgeführt.

Diese „Weltpremiere mit Flüchtlingen“ (SWR aktuell) überraschte, berührte und erschütterte die Konzertbesucher, darunter Politiker, Sponsoren und Pressevertreter gleichermaßen. Seitens der Öffentlichkeit, aber auch seitens der beteiligten Geflüchteten und der Orchestermusiker wurde der Wunsch laut, diese wertvolle Arbeit fortzusetzen.

Für viele Akteure ist Fugato zu einer musikalischen Heimat geworden, in der sie auch Freunde und einen Familienersatz gefunden haben. Nach einer längeren kreativen Pause ist es nun wieder soweit: Fugato geht unter der Schirmherrschaft der WPR in eine neue Runde, die Beteiligten haben im Dezember 2017 ihre Probenarbeit wieder aufgenommen.

Ziel ist die große Neuauflage der kompletten siebzigminütigen Komposition am 28. November 2018 um 19 Uhr im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg, bei der neben der WPR und dem Fugato-Ensemble vor allem Flüchtlingsgruppen aus Ludwigsburg bei einem gemeinsamen Konzert auf der Bühne stehen werden. Veranstalter sind das Forum am Schlosspark und die Stadt Ludwigsburg. Doch wie beim bereits abgeschlossenen Projekt in Reutlingen, sind auch jetzt im Vorfeld der Gesamtpräsentation Aufführungen von Ausschnitten des Gesamtwerks geplant. Im Rahmen der Interkulturellen Woche gegen Rassismus am 25. März 2018 in Rottenburg am Neckar wird das Fugato-Ensemble mit Musikern der WPR ein eigenes Konzert bestreiten, in dem Elemente der großen Fugato-Komposition zu hören sein werden. Ein weiterer Auftritt ist am 1. Juli 2018 in Ludwigsburg geplant, bei dem v.a. die ortsansässigen Akteure ihre Beiträge vorstellen.

Künstlerisch angeleitet werden die Ludwigsburger Gruppen von Alon Wallach. Ihm zur Seite steht das Fugato-Ensemble, dessen Expertise bei Workshops und gemeinsamen Proben einfließen wird. 

Pressestimmen nach der Reutlinger und Esslinger Premiere

„Es gab wohl keinen in der gut gefüllten Stadthalle, der nicht aufgerüttelt gewesen wäre an diesem Donnerstagabend. Weil hier geschah, was Musiktheater maximal erreichen kann. Dass einen Abend lang alles ganz Spiel ist – und doch gleichzeitig alles pure, schonungslose Realität. Denn was die Württembergische Philharmonie mit rund vierzig Geflüchteten auf die Beine stellte, war ganz Theater, Komödie, Fabel, Erzählung. Und doch verwies es in jeder Sekunde auf die Realität da draußen.“ (Reutlinger General-Anzeiger)

„Ein einzigartiger Zusammenklang zwischen den Tönen einheimischer Künstler und den ungewohnten Klängen, die geflüchtete Menschen ihren Instrumenten entlockten. Und dazu Zeugnisse von Unterdrückung und Bedrohung, Flucht und Gefahr, Zukunftsangst und Lebenshoffnung. Ein Abend, den ich nicht missen möchte! Noch nie wurde mir so unter die Haut gehend bewusst, was Existenzangst bei Menschen bedeuten kann. Die Angst um das eigene Leben und das der Familie – nur weil man Musik macht oder als Instrumentenbauer die Möglichkeit des Musizierens eröffnet.“ (Thomas Münch, Dekanatsreferent für das katholische Dekanat Reutlingen-Zwiefalten)

Eingebettet in eine zauberhafte Geschichte über Flucht und Heimat ist ein erzählerisch und musikalisch beeindruckendes Gesamtkunstwerk mit rund 100 Mitwirkenden entstanden, eine sehr emotionale Mischung aus orientalischen Liedern und sinfonischer Musik, mit vielen poetischen Akzenten, aber auch erschütternden Berichten von Flüchtlingen: Totenklage und Feier des Lebens zugleich. … Darüber hinaus ist „Fugato“ […] auch ein Lob der herrlichen Töne und der Musik: Als Kraftquelle, als Trost, als Ausdruck der Identität, als Erinnerung an die Traditionen der Heimat, als Möglichkeit, die Stimme zu erheben, als nicht an Worte oder Sprache gebundenes Ausdrucksmittel.“ (Esslinger Zeitung)

„Der anderthalbstündige Abend endet mit einer Utopie: Dass die Flüchtlinge neuen Schwung in den ermüdeten Kontinent bringen und so etwas wie einen „europäischen Frühling“ auslösen. Das Konzert erntet stehende Ovationen.“ (Reutlinger Nachrichten)

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